#49 Deutschland Nordosten – Schweden Südwesten – Norwegen Süden + Mitte

Auf in den Norden!



Deutschland Nordosten – Schweden Südwesten – Norwegen Süden + Mitte
9.5.-22.6.2019



Die letzte Etappe der 2-jährigen Auszeit steht an! Hui, da werden wir schon ein bisschen wehmütig. Als Schlussetappe geht es noch einmal nach Skandinavien – wo wir vor fast zwei Jahren auch begonnen haben.


Damals sind wir etwa zweieinhalb Monate dort gewesen und über 11.000 km gefahren. Und haben trotzdem nur einen Bruchteil dieses wunderschönen Teils Europas gesehen.



Aber bevor es richtig nach Norden geht, steuern wir den mit frischem Öl, neuen Reifen und mängelfreiem TÜV versehenen Bus gen Osten. Wir haben ein Date! Und zwar in Dresden. Dort treffen wir uns mit Janice & Gregor (Live.Travel.Play). Unsere kanadischen Reisefreunde kommen uns aus dem Südosten Europas entgegen, wo sie die meiste Zeit des Winters in der Türkei verbracht haben.



Wir alle freuen uns, dass es noch einmal mit einem Treffen klappt! Es werden wieder zwei unterhaltsame, kurzweilige Tage. Dabei stromern wir durch die Stadt und besuchen im Panometer die 360°-Ausstellung "Dresden 1945", die uns schwer beeindruckt.









Vergessen aber auch nicht, das Leben heute zu genießen. Bei lecker Essen und einem Bier ...













Der Abschied fällt schwer – ist dieses fünfte Treffen doch auch mit Sicherheit unser Letztes. Zumindest in Europa. Janice kullern sogar ein paar Tränchen über die Wangen. Die beiden werden jetzt noch ein paar Wochen in Deutschland, der Schweiz und Frankreich verbringen, bis es dann nach Irland und wieder Großbritannien geht. Von dort aus werden sie im Herbst ihren Bus "Lucky" zurück nach Kanada verschiffen. Dann müssen auch sie ins Arbeitsleben zurück, um Geld für neue Abenteuer zu verdienen.




(c) Live.Travel.Play


(c) Live.Travel.Play







Von Dresden aus geht es für uns rund 120 km nach Norden. Halt machen wir bei Lübbenau mitten im Spreewald. Wow, ist es dort schön! Die Gegend ist zwar total auf Tourismus ausgelegt, aber absolut eine Reise wert. Direkt vor unserem Stellplatz gleich ein kleiner Kanal. Von denen gibt es hier gefühlt Hunderte.





Kajaks oder Kanus können quasi überall ausgeliehen werden. Auch das Radwegenetz ist gut ausgebaut. Und Schnaken hat es! Schon jetzt Mitte Mai! Wie soll das erst im Sommer werden? Und Gurken gibt es natürlich auch ... in allen Variationen. Die Spreewaldgurke hat es ja zu großer Berühmtheit gebracht. Als Dill-, Pfeffer-, Salz, Honig- und Was-weiß-ich-noch-Gurke. Also, die Honig-Gurke ... die war besonders lecker!



Die folgende Woche ziehen wir entlang der Ostseeküste von der polnischen Grenze nach Westen. Kurz schnuppern wir polnische Luft und nehmen polnischen Boden unter die Räder.





Wir bleiben erst bei Zinnowitz auf der Insel Usedom. Wo sogar Walli eine Kurkarte bekommt und 50 Cent am Tag bezahlen muss. Ein erster Vorgeschmack auf das Preisniveau hier oben.







Dann fahren wir weiter nach Rügen, wo wir die Kreidefelsen und das Kap Arkona erwandern.









Im kleinen Örtchen Vitt ...













Zum Abschluss geht es noch entlang dem Darß, beuschen Zingst, haben dann auch endlich warmes Wetter und tun mal einen Tag (fast) nichts, außer Wäsche waschen, Vorräte auffüllen und etwas spazieren gehen.












Nun verlassen wir Deutschland. Mit der Fähre geht es von Rostock in eindreiviertel Stunden nach Gedser, das auf einer der Inseln im Südosten Dänemarks liegt.











Dänemark ist nur Transitland, denn schon am nächsten Tag fahren wir über die Öresundbrücke nach Schweden.





Es ist herrlich, wie leer die Campingplätze und Orte jetzt Mitte Mai sind. Wenn das nur immer so wäre ...

Zunächst folgen wir der schwedischen Westküste. Machen Halt in Haverdal, wo wir schon ein wenig der typischen Landschaft und Häuser sehen.









Weiter geht es nach Smögen. Vor zwei Jahren sind wir hier nicht hin, weil wir mitten in der Hochsaison waren. Da quillt der Ort über, ist zu lesen. Und jetzt? Wir haben den hübschen Ort quasi für uns alleine. Ein Genuss!

















Am nächsten Tag besuchen wir einen Tierarzt: Walli muss für Norwegen "präpariert" werden. Wie bei der Einreise nach England müssen Hunde auch bei der Einreise nach Norwegen innerhalb 24-120 Stunden vor Grenzübertritt eine vom Tierarzt im Impfpass bestätigte Wurmtablette einnehmen. Ein Tierarzt ist schnell recherchiert, die Sache unproblematisch erledigt.

Weiter ziehen wir übers Land ...





... in Richtung Årjäng in der Provinz Värmländs län. Wir landen auf dem kleinen Campingplatz Grimsby am See Stora Bör. Weit und breit nichts als Natur. Hier machen wir einen Tag Pause, weil auch das Wetter einigermaßen mitspielt.





Neben uns steht ein Peugeot-Bus mit englischen Kennzeichen, aber Neuseeland-Aufklebern drauf. Mit dem älteren Ehepaar kommen wir schnell ins Gespräch. Bei Wasser und Wein erfahren wir, dass sie viel reisen und in Waihi Beach leben. Das liegt rund zwei Stunden südöstlich von Auckland. Als wir ihnen erzählen, dass wir dort unsere Neuseeland-Tour 2009 beendet haben, weil es so schön klein und ruhig war, ist die Überraschung groß. Sie wohnen tatsächlich nur 200 Meter vom Campingplatz entfernt, erzählen sie.

Der nächste Tag ist der 24. Mai, es regnet, und zwar ganz schön ordentlich. Für die heute geplanten rund 160 km lassen wir uns Zeit. Bevor wir nach Norwegen einreisen, füllen wir in Schweden nochmal günstig die Vorräte auf. Am frühen Nachmittag kommen wir in Oslo an.



Vom Bogstad-Camping aus wird der Holmenkollen erwandert, ...









... wo am heutigen Samstag ziemlich viele sportliche Aktivitäten stattfinden.











Mit dem öffentlichen Nahverkehr geht es noch in die Innenstadt, um durch das coole Wohn- und Geschäftsviertel Aker Brygge und rund um das Schloss zu streifen.











Bevor wir Oslo verlassen, besuchen wir noch den Vigelandsanlegget, auch Vigeland-Skulpturenpark oder Vigelandpark genannt, der sich im Frognerpark befindet. Hier stehen 212 Stein- und Bronzeskulpturen des norwegischen Bildhauers Gustav Vigeland, die in den Jahren von 1907 bis 1942 entstanden sind.



Es ist Sonntagmorgen, überraschend viel ist los. Allem Anschein nach haben wieder ein paar Kreuzfahrtschiffe ihre Passgiere auf Landgang geschickt.









"Das schreiende Kind" ist eine der populärsten und meistfotografierten Skulpturen ...





Eigentlich wollten wir nun direkt gen Norden bzw. Nordwesten fahren. Aber dort ist ziemlich schlechtes Wetter. Wir entscheiden uns, der Sonne oder zumindest dem trockenen Wetter nachzufahren. Und das ist eher in Südnorwegen zu finden. Da wir dort noch nicht waren, fahren wir jetzt einfach hin.

Etwa eine Stunde südlich von Oslo liegt Stavern. Der Reiseführer beschreibt das kleine Örtchen als eines der sehenswertesten. In den um 1750 entstandenen historischen Werftanlagen haben sich heute Kunsthandwerker und Galerien niedergelassen. Und auch der kleine Hafen bietet schöne Ansichten.









Im kleinen Rognstranda quartieren wir uns ein. Direkt am Wasser stehen wir ...



Geologisch gesehen ist das hier ganz altes Zeug, das hier rumliegt. 1500 Millionen Jahre altes Vulkangestein und Sandstein ...





Weiter besuchen wir Kragerø und Ris
ør, welche zu dieser Jahreszeit ebenfalls einen verschlafenen Eindruck auf uns machen. Verschlafen, aber teils sehr hübsch!











Zwischendurch, nämlich am 28. Mai 2019, feiert nicht nur der Bus noch einen "Runden": die 300.000 km leuchten in der Tachoanzeige.



Einen netten Spot entdecken wir in der Nähe von Grimstad. Herrlich, diese kleinen südnorwegischen Fjorde und Inseln. So lässt sich's leben!







Kristiansand, die Stadt, die viele nur vom Fährtransfer kennen, schauen wir uns auch an. Teilweise schick und moderne Wohnhäuser, teilweise klassische Holzfassaden in der Altstadt. Man will weg vom Image als Fährhafen.





Neu und alt in Kristiansand, rein auf die Architektur bezogen ...









Nicht mehr weit ist es nach Lindesnes, dem "Südkap" Norwegens. Das Gelände rund um den Leuchtturm ist heute ein großes Museum. Darum wird auch Eintritt verlangt. Bettina reicht der Blick von draußen, so sparen wir einmal die Gebühr.







Von nun an führt jede Straße nordwärts. Wir fahren recht schnurstracks in diese Richtung. Durchqueren bei leider regnerischem Wetter das eigentlich sehr schöne Setesdal, das uns auch so beeindruckt. Alleine hier kann man schon einen ganzen Urlaub verbringen.





Vorbei führt der Weg am Reiårsfossen ...



Nachdem wir das Setesdal verlassen haben, geht es bergauf. Wir sind etwa auf 800 Meter, oben auf den Gipfeln liegt noch der Schnee des letzten Winters ...



In Dalen steht diese alte Shell-Tankstelle ...



... und nicht weit entfernt liegt Eidsborg, wo diese schöne Stabkirche steht und sich eine Art Freilicht-Museum befindet.







In Seljord erwischen wir einen richtigen "Sonnen-Tag". Und wir machen einen Tag Pause. Genießen das schöne Wetter und den Blick auf den See.





Der nächste Tag beginnt wieder mit Regen ...



Auf der Fahrt entscheiden wir uns spontan, nach Lillehammer abzubiegen. Es hat für den nächsten Tag definitiv die beste Wettervorhersage. Rund um den Jotunheimen und Jostedalsbreen Nationalpark regnet es nur, die müssen also noch warten.

Unterwegs sehen wir die ersten Elche. Fünf Stück über den Tag verteilt, einer davon ist riesig und spaziert neben der Landstraße. Leider keine Gelegenheit, zu bremsen und ein Foto zu machen. Verdammt!

In Lillehammer verbringen wir einen zumeist sonnigen Sonntag. Natürlich laufen wir nochmal rauf zur Olympiaschanze, wo noch Schneereste liegen und Trainingssprünge in vollem Gange sind.



Die ganze zweite Nacht in Lillehammer schüttet es wie aus Eimern. Zum Glück ist es am Morgen, als wir unseren Krimskrams wieder zusammenpacken, zumindest von oben her wieder trocken. Und wir freuen uns, dass wir bei unserer Ankunft einen geteerten Stellplatz gewählt hatten.

Nach so viel Regen ist es kaum zu glauben, dass unser nächster Zielort zu den trockensten in ganz Norwegen zählt. Ja, hier fällt übers Jahr gesehen weniger Niederschlag als in der Sahara! Der Ort heißt: Lom.

Das ist irgendwo am Nordende des Jotunheimem Nationalparks, so auf etwa 400 Meter Höhe. Die gleichnamige Kommune Lom liegt im Fylke Oppland im mittleren Ottadal. Vom Stellplatz aus sehen wir die sehr schöne Stabkirche, die wir auch noch besuchen.





In der Kommune Lom liegt auch der Galdhøpiggen mit einer Höhe von 2469 Metern, Höhenrekord in Norwegen und ganz Skandinavien. Hier hat es auch ein Sommerskigebiet. Im heißen Sommer 2018 musste es aber für ein paar Wochen geschlossen werden. Eben aufgrund der Hitze und daraus folgendem Schneemangel.

Angesichts des gut gefüllten, rauschenden Bøvre möchte man gar nicht glauben, dass der Rasen hier gewässert werden muss ...





Dem Winter statten wir am nächsten Tag einen Besuch ab: wir überqueren das Sognefjell. Bis auf rund 1400 Meter geht es hinauf. Hier oben ist noch richtig Winter, die Loipen sind gespurt. Das norwegische Nationalteam testet Material für die neue Saison und schießt PR-Fotos.















Von 1400 auf null kann man sagen: die Bergabfahrt endet am Lusterfjord, einem der hintersten Ausläufer des großen Sognefjords.



Das ganze Gebiet nordwestlich von uns gehört zum Jostedalsbreen Nationalpark mit seinem großen gleichnamigen Gletscher. Der Nigardsbreen ist ein kleiner Teil davon. Sein Gletscherarm beträgt etwa 10 % des gesamten Gletschers.



Aber was ist daran Besonders? Er geht bis auf etwa 350 Meter Höhe hinab. Etwas, was ich nur vom Fox- und Franz-Josef-Glacier auf der Südinsel Neuseelands kenne. Beeindruckend, fast bis ans Eis heranlaufen zu können. Leider spielt das Wetter nicht so ganz mit: Auf der kurzen Wanderung regnet es immer wieder etwas, die vom Gletschereis glatt geschliffenen Felsen sind aufgrund der Nässe sehr rutschig.









Wir haben Bilder aus dem Jahr 2012 gesehen, da war die Gletscherzunge noch rund 250 Meter länger. Und seit dem Jahr 2000 sind es über 300 Meter, die sich der Gletscher zurückgezogen hat.





Anno 1748 war der Nigardsbreen noch etwa 4 km länger, nahezu das ganze Tal war also vom Gletscher bedeckt. Der See, der hier zu sehen ist, hat sich aufgrund des Rückzugs des Eises in den 1930er Jahren gebildet.



Mit der Fähre schippern wir über den großen Sognefjord. In Richtung Lærdalsøyri, ein kleiner Ort am Eingang des Lærdals. Hier stehen rund 170 historische Häuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Sieht aus wie ein Freilichtmuseum, nur ohne Eintritt. Hier findet das normale alltägliche Leben statt.









Nach zwei trockenen Tagen, davon einer sogar recht sonnig und mit über 20 °C angenehm warm, verlassen wir das beschauliche Örtchen wieder. Wir setzen die "Fast-Umrundung" des Jostedalsbreen Nationalparks fort.

Wir wären gerne über die "Schneestraße", den Aurlandsvegen, weitergefahren. Dort oben auf etwa 1300 Meter wäre es sicher wieder schön winterlich geworden. Aber leider ist der Weg aufgrund von Bauarbeiten geschlossen.

Somit nehmen wir die Abkürzung durch den wohl längsten Tunnel der Welt nach Gudvangen. 24,5 km Tunnel am Stück. In Gudvangen gehen wir auf eine Fähre, die uns in 2,5 Stunden über etwa 45 km durch drei Fjorde zurück nach Kaupungen bringt.



Im Tunnel hat es drei solcher blau beleuchteten Halteplätze ...



Übrigens: An diesem Tag fahren wir etwa 160 km. Davon rund 70 km durch Tunnels.

Vor dem kleinen Flåm liegen zwei Kreuzfahrtschiffe ...



Für uns geht es von Gudvangen aus durch den Nærøyfjord in den Aurlandsfjord und weiter in den großen Sognefjord. Eine schöne Tour, die wirklich empfehlenswert ist.



Lustiges Erlebniss in Gudvangen: Als ich im Bus sitze, klopfen zwei ältere asiatische Reisende an die Scheibe. Ob das der Bus nach Fl
åm sei, fragen sie. Ähhh... nee. Ihnen wurde gesagt, es sei ein blauer Bus. Und das ist der einzige blaue Bus, der hier steht. Ich musste erst mal lachen. Später habe ich gesehen, dass sie doch noch "ihren blauen" Bus bekommen haben.









Wasserfälle über Wasserfälle! Aufgrund der Schneeschmelze und des vielen Regens in den letzten Tagen sind sie gut gefüllt ...







Leckere Rentier-Hotdogs auf der Fähre...





Auf der Weiterfahrt kommen wir am Bøyabreen vorbei ...





Unser Ziel ist aber der Briksdalsbreen, ein weiterer westlicher Nebenarm des Jostedalsbreen, der sogar der größte Festlandsgletscher in Europa ist. Auch der Briksdalsbreen sieht toll aus, ist touristisch aber ganz schön ausgebaut. Wer mal auf gut ausgebauten Wegen relativ nah an einen Gletscher will, ist hier richtig. In der Hochsaison schieben sich aber wohl Karawanen auf dem Weg entlang.

Im Tal geht es zunächst entlang dem See Oldevatnet ...





Leider hat sich auch dieser Gletscher in den letzten Jahren immer weiter zurückgezogen. Der kleine See im Vordergrund hat sich erst in den 1990er Jahren gebildet. Der Weg führt bis auf etwa 400 Meter, der Gletscher endet mittlerweile auf etwa 600 Meter.



Es war einmal ...



Wir haben Pfingsten, das ist auch in Norwegen ein langes Wochenende. Dementsprechend ist auch der allgemeine Ausflugsbetrieb. Viele Norweger sind unterwegs. Dazu schon recht viele Touris wie wir. Trotzdem finden wir einen schönen Stellplatz direkt am Oldevatnet ...







Quasi über dem Bus hängt ein Gletscher. Zum Glück ist nichts runtergefallen!





In Norwegen gibt es ein paar wenige Sommerski-Center. Eines davon liegt bei Stryn, das "Stryn Sommerski Center". 1 Sessellift, 1 Schlepplift, geöffnet von Mai-September, die Tageskarte für 410 NOK, das sind etwa 43 €. Viel war nicht los, als wir vorbeigeschaut haben. Hätte es eine Stunden- oder kleine Punktekarte gegeben, hätte ich mir vielleicht mal rasch ein Board geliehen ...











Über das Strynfjellet, wo die Seen noch zugefroren sind, kommen wir ins Geirangertal, ...





... wo Tourengeher den Frühjahrsfirn für genussvolle Abfahrten nutzen. Hach, es juckt doch ein wenig in den Füßen, wenn ich das so sehe!



Über eine steile Straße geht es hinab zum berühmten Geirangerfjord ...



... und wir erwischen tatsächlich einen Stellplatz in der ersten Reihe, sozusagen ein echter Logenplatz.











Mit der Fähre verlassen wir Geiranger und fahren 20 Kilomter und etwas über eine Stunde durch den Fjord nach Hellesylt. Diese Fahrt haben wir vor zwei Jahren aus der anderen Richtung kommend schon einmal gemacht. Aber ohne eine der drei Zugangsmöglichkeiten in den Fjord doppelt zu fahren, wären wir sowieso nicht von hier weggekommen.

Und die Fahrt durch den Geiranger ist schließlich immer wieder schön ...







In Hellesylt werden Gäste des Kreuzfahrschiffs, die mittags in Geiranger zu einem Tagesausflug gestartet sind, am Abend wieder eingesammelt. Was für ein logistischer Aufwand! Jeden Tag müssen zig Ausflugsbusse bereitstehen, um die Kreuzfahrtgäste zu den einzelnen Attraktionen zu karren und ihnen ein Unterhaltungsprogramm zu bieten.

So beeindruckend diese Dampfer ja sind, so wenig erfreulich ist der ganze Aufwand, der zum Spaß der Leute betrieben wird. Doch am Ende ist sowieso alles nur ein "big Business".



Auf der Vogelinsel Runde ist übrigens auch viel los: Papageientaucher haben gerade ihre "Hauptsaison" dort. Vor zwei Jahren haben wir nur ein paar gesehen, jetzt sollen es Hunderte sein. Also machen wir uns auf den Weg, auch die Wettervorhersage ist gut. Zwar kühl, aber trocken und etwas Sonne.



Mit der "Aquila" machen wir eine Vogelexkursion vom Wasser aus. Über zwei Stunden schaukelt uns das kleine Bötchen mit seinen neun Gästen an Bord durch die Wellen. Johann, der Skipper, Vogelkundler und ehemaliger Grundschulleiter auf Runde, ist voll bei der Sache.

Wir sehen Seeadler ...





... und jede Menge Papageientaucher ...











"Es werden jedes mehr", sagt Johann. Jedes Jahr mehr Fischernetze, welche die Vögel zum Nestbau nutzen. Jedes Jahr mehr Plastik und Kunststoffe in den Meeren.





Heute will's leider nicht klappen ... Die Möwen holen kein Stück Brot von seinem Kopf. Aber er zeigt uns mit ein Video, dass es manchmal funktioniert. Übrigens sind die Möwen die einzigen, die an Brot interessiert sind.







Zwei Stunden ordentliches Geschaukel, da kann einem schon mal flau werden in der Magengegend. Aber es ist alles sauber geblieben.



Noch zwei weitere Tage verbringen wir bei schönem Wetter auf Runde.











Abends laufen wir nochmal die knapp 300 Höhenmeter hinauf zum Felsen der Papageientaucher. Vor zwei Jahren haben wir ja schon welche gesehen, gegen Ende Juli war das. Aber jetzt, Mitte Juni, es ist der Wahnsinn! Tausende Puffins sind auf dem Wasser, schwirren durch die Luft oder sitzen schon auf den Felsen.











Das zieht natürlich die Leute an. Etliche Hobby-Fotografen mit "langen Tüten" vorne dran sind da.









Nachdem wir Runde verlassen, bringen uns diverse Fähren über die vielen Fjorde ...



... unter anderem nach Ålesund, wo wir vor dem Gang durch die Altstadt die Aussicht vom Berg Aksla genießen.







Der Aksla von unten ...







Hin und wieder kommen wir auch auf Plätze, die leer sind und obendrein eine herrliche Aussicht bieten. So dieser Platz, der sich fast einen Kilometer schmal am Tresfjord entlangzieht.







Mit der Fähre geht es weiter nach Molde. Gleich vom Hafen aus schrauben wir uns auf den rund 400 Meter hohen Varden: eine steile Auffahrt über Schotterpiste.



222 Gipfel sollen von hier zu sehen sein. Wir haben nicht nachgezählt. Naja, ein paar waren ja auch hinter Wolken verborgen.



Unsere Kompassnadel zeigt weiter nach Norden. Der kleine Ort Bud ist ein Abstecher wert. Knapp 800 Einwohner hat es hier. Und sehr gut erhaltene Überreste des einstigen Atlantikwalls aus dem 2. Weltkrieg.











Von Bud aus geht es auf schmalen Straßen entlang einer traumhaft schönen Schärenküste zur nicht weit entfernten Atlantic Road (Atlanterhavsvegen).



Auch von der kleinen Insel Løksøya sind die Brücken noch zu sehen.



Paar Impressionen vom Abend, der wieder wolkenverhangen ist und ein neue Regentropfen bringt ...





Nach Regen in der Nacht beginnt der Morgen so wunderschön auf Løksøya ...



Wieder eine Fähre ...



Überall Lupinen ... massenhaft.



An Trondheim kommt der Reisende fast automatisch vorbei. Für viele Urlauber ist die Stadt der nördlichstes Ziel ihrer Reise und Wendepunkt, wie wir in einigen Gesprächen erfahren haben. Für uns ist sie Zwischenstation. Vor zwei Jahren haben wir hier auch schon angehalten, aber sie ist uns einen weiteren Besuch wert – und Zeitdruck haben wir ja auch keinen.

Mit dem Stadtbus geht es vom Flakk Camping die 11 km in die Stadt. Ein 24-Stunden-Ticket ermöglicht es uns, einmal nachmittags und am nächsten Tag vormittags reinzufahren. Sehr praktisch. Als wir das Ticket im Bus kaufen, fehlt dem Fahrer Wechselgeld, und er schenkt uns kurzerhand 28 Kronen. Dankeschön!

Nach so viel Natur, macht es Spaß, wieder mal durch Geschäfte zu bummeln. Außerdem gönnen wir uns bei einem der angesagtesten Burger-Läden der Stadt – Superhero Burger – ganz was Leckeres. Diese leckeren Burger waren ein Grund, Trondheim nochmal zu besuchen.

Der Nidarosdom ist nicht nur regelmäßigen Lesern sicher bekannt, ...





... ebenso die nicht weit davon entfernt liegende Gamle Bybrua, die alte Stadtbrücke von Trondheim, welche über den Fluss Nidelva führt.

Unterschiedliche Legenden ranken sich um sie: auf jeden Fall soll sie dem Überquerenden Glück bringen. Manche sagen, wenn man sich unter den Toren verlobt, bleibt dem Paar das Glück treu. Andere sagen, sie muss auf jeden Fall aus Richtung der alten Festung (auf dem Bild jenseits des Flusses) überquert werden.





Der eigentliche Grund, warum die Brücke immer gut besucht ist, dürfte aber der perfekte Blick auf die alte Speicherstadt Trondheims sein. Die alten Speicherhäuser leuchten besonders bei Sonnenschein in ihren bunten Farben und sind einfach schön anzusehen.



Gleich hinter der Brücke liegt das einstige Arbeiterviertel Bakklandet. Hier wurden viele der eng aneinander liegenden Häuser liebevoll restauriert und zu exklusivem Wohnraum, Geschäften und Cafés umgewandelt.





Auf der E6 geht es von Trondheim ein Stück nordwärts. Bei Steinkjer biegen wir ab auf die Fv17. Sie führt im weiteren Verlauf etwa 650 km bis Bodø. Auch ist diese Strecke unter dem Namen "Kystriksveien" oder "Helgelandskysten" bekannt, sie zählt zu den schönsten Touristenstraßen der Welt.

Seit langem sehen wir heute übrigens mal wieder Elche. Zwei an der Zahl, sie stehen im Feld. Und wieder ist auf der Landstraße keine Gelegenheit, anzuhalten. So ein Mist!

In der Nähe von Steinkjer, abseits der Hauptstraßen, liegt beim Hof Bardal ein großer Felsen, der voll ist mit Felszeichnungen. Bis zu 6000 Jahre sind sie alt. Entgegen der Vorhersagen scheint die Sonne, obendrein sind wir vollkommen allein an diesem Ort. Ein Genuss!











In einem Holzkasten liegt ein Gästebuch, ich schau rein – und finde den Eintrag einer jungen Familie aus Konstanz. Sie waren etwa einen Monat vor uns hier. An der Algarve im März standen sie für ein paar Tage quasi neben uns. Ok, ich wusste, dass sie hier waren. Denn bei Instagram "verfolgt" man sich auch.



Auf der Fv17 muss man Zeit haben, empfohlen werden mindestens 4-5 Tage, ohne die vielen Möglichkeiten eines Abzweigs oder des Besuchs einer der vielen Inseln zu nutzen. Einen Teil sind wir vor zwei Jahren schon gefahren. Bei Brønnøysund haben wir sie damals verlassen, dort wollen wir diesmal weitermachen.



Die Fahrt dorthin ist regnerisch. Wieder sehen wir Elche. Einmal klappt es, dass wir direkt umdrehen können, um einen zu fotografieren. Ok, 120 mm Brennweite auf lange Distanz sind jetzt nicht so der Bringer. Aber immerhin ein halbwegs erkennbares fotografisches Dokument habe ich nun! Hurra! Haha!





Kurz vor Brønnøysund wird von Süden kommend die Region Sømna durchfahren. Diese bildet den geografischen Mittelpunkt Norwegens.

Ein schöner Stellplatz in Brønnøysund-Toft an einer kleinen Marina lässt uns eine ruhige Nacht verbingen. Für kleines Geld und mit sehr guten Sanitärs.





Heute ist der 21. Juni 2019, Sommersonnenwende. Um 17:55:25 Uhr ist es soweit. "Midsommar" heißt es in Norwegen. Noch haben wir den Polarkreis mit der Mitternachtssonne nicht erreicht, aber es sind nur noch wenige Kilometer. Hier in Brønnøysund ist Sonnenuntergang um 00:37 Uhr und um 1:48 Uhr geht sie wieder auf. Aber dunkel ist es dazwischen auch nicht.



Weiter auf der "17" ...



Beim Fähranleger von Forvik liegt eine der ältesten Handelsstationen Nord-Norwegens, etwa 200 Jahre alt. Im alten Laden gibt es heute eine Kaffeerösterei. Das Warten auf die nächste Fähre verbringen wir bei einem leckeren zweiten Frühstück ...











Die Helgelandsküste besitzt einen einzigartigen Schärengarten mit über 14.000 Inseln und Schären. Viele Fähren und Expressschiffe verbinden das Inselreich mit dem Festland. Entlang der Fv17 komplettieren sechs Fährüberfahrten die Route. Manche sind bis zu eine Stunde lang. Und lassen uns auch bei schlechtem Wetter einen guten Eindruck von dieser wunderbaren Landschaft gewinnen.







Die Helgelandsbrua bei Sandnessjøen ...





Und wieder eine Fähre, diesmal nach Nesna ...





Mehr als die Hälfte dieser Tour ist zeitlich gesehen schon vorüber. Für die weitere Reise haben wir kein festes Ziel, keine feste Route. Wir schauen auch, wie sich das Wetter entwickelt. Vielleicht fahren wir irgendwann einfach der Sonne hinterher. Lassen wir es auf uns zukommen.

Bevor Anfang August – wenn alles klappt – der letzte Beitrag erscheint, fahren wir also noch ein bisschen durch die Gegend und sagen für diesmal auf Norwegisch "Farvel"!



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