#25 El Rocío – Sevilla – Cadiz – Tarifa – Gibraltar – Almerimar

Spanien: Andalusien, Teil 1



El Rocío – Sevilla – Cadiz – Tarifa – Gibraltar – Almerimar (952 km)
2.-10.1.2018



Etwas wehmütig verlassen wir den Turiscampo-Camping. Herzliche Verabschiedungen von den lieben Nachbarn. Aber so ist das beim Reisen, irgendwann geht es für jeden weiter. Man muss Abschied nehmen, doch ein paar Kollegen werden wir sicher wiedersehen




Nach fast 8 Wochen verlassen wir Portugal. Hätten nie gedacht, dass wir so lange in diesem Land bzw. an der Algarve bleiben. Aber schön war's! Portugal ist eine Reise wert. Und wir werden ganz sicher wiederkommen.

Auf der Strecke mischen wir Landstraße und Autobahn, auf der wir unser letztes Guthaben für die Straßengebühr (TollCard) abnudeln.

Diese große Brücke führt über den Río Guadiana, den Grenzfluss zwischen Portugal und Spanien. Andalusien – wir kommen!



Zielstrebig steuern wir El Rocío an, einen kleinen Ort mit etwa 1600 Einwohnern. Was gibt's denn hier Besonderes? Wie auf dem Foto zu sehen – Sand! Aber das ist nicht alles, dazu gleich mehr.



Zunächst muss ich auf dem wenig besuchten Campingplatz das Werkzeug rausholen: die Jalousie eines Dachfensters klemmt. 14 Jahre sind die Fenster alt, da kann das schon mal vorkommen. Also Innenrahmen ausbauen, reinigen, Jalousien ausrichten, Silikonspray in die Federn, diese spannen, zusammenbauen – läuft!





Dann ist auch schon Sonnenuntergang – wir haben die Uhr eine Stunde vorgedreht und sind jetzt wieder in der MEZ, der mitteleuropäischen Zeit, unterwegs. Sonnenuntergang ist heute am 2. Januar 2018 gegen 18:20 Uhr. Herrlich!



Außerdem ist heute "Supermond"! So nah wird der Erdtrabant bis 2034 der Erde nicht mehr kommen. Also Kamera und Stativ raus – und los! Mir erscheint er gar nicht so groß, aber wenn die Wissenschaftler es sagen, dass heute Supermond ist, wird's schon stimmen.






El Rocío ist über die Grenzen Spaniens hinaus als Wallfahrtsort bekannt. Es wird die Heilige Jungfrau von El Rocío verehrt, die auch als Blanca Paloma (Weiße Taube) bezeichnet wird.

Zu Pfingsten kommen über eine Million Pilger zur Wallfahrt. Über 100 Bruderschaften reisen aus ganz Spanien und z. T. aus dem Ausland an. Zu Fuß, mit dem Pferd oder Pferdewagen bis hin zum Wohnwagen soll alles dabei sein.

Aber nicht nur zu Pfingsten ist hier was los. Es gibt mehrere große Feste das Jahr über. So z. B. zum Jahreswechsel, am Dreikönigstag und um Maria Himmelfahrt im August.

Am Morgen hängen noch dicke Wolken über dem Ort ...



Jede der oben erwähnten Bruderschaften hat hier ihr Versammlungshaus. Mal größer, mal kleiner. Die meiste Zeit des Jahres stehen die Gebäude leer.





Der Ort mit seinen Sandstraßen ist mehr oder weniger quadratisch angelegt ...



Pferde und Pferdewagen gehören zum alltäglichen Straßenbild ...





Flamenco ist hier auch ganz groß ...



Wir überlegen, ob wir uns für die Samstagabende zum Basketball neu einkleiden. Ist aber nicht wirklich passend für die Stehtribüne ...



Wie im Wilden Westen: für Pferde gibt es noch extra "Parkplätze" ...





Ein echter Glücksbringer! Klar, dass wir den mitnehmen. Der bleibt jetzt immer in unserem Bussi!



Am späten Nachmittag ziehen wir noch eine kleine Runde durch den Ort. Und sammeln noch weitere Impressionen ...



Die Kathedrale Ermita del Rocío ...





Papst Johannes Paul II. war auch mal hier ...









Diese beiden Jungs haben großen Spaß daran zu zeigen, was sie drauf haben, als sie mich mit der Kamera sehen ...







Hier noch eine Kuriosität aus dem Waschhaus am Campingplatz. Wer findet den Fehler? Von der Rechtschreibung mal abgesehen ...



Etwas mehr als eine Stunde Fahrt sind es von El Rocío nach Sevilla. Wir parken auf einem zentrumsnahen Wohnmobilstellplatz. Da steht das Bussi einigermaßen sicher. Zu Fuß sind wir in ein paar Minuten in der Innenstadt.



Wer genau hinschaut, wird erkennen, dass wir genau auf Sevilla stehen (unten rechts) ...



Sevilla hat rund 700.000 Einwohner. Viele davon sehen wir heute, und sicher noch mehr Touristen. Kein Wunder also, dass wir in diesem Trubel weder auf Don Juan noch Carmen oder den berühmten Barbier persönlich treffen.



Dafür sehen wir diese Lady ...



Mit blauem Himmel würde es schöner aussehen ...



In den Palmen machen kleine Papageien einen Riesenlärm ...



Der Eingang zur Kathedrale von Sevilla, ein riesiges Gebäude! Anno 1401 haben die Domherren beschlossen, eine Kathedrale zu bauen, "... so groß, dass jeder uns für verrückt hält, der sie sieht". Ziel erreicht, würde ich sagen.













Weihnachten ... überall noch Weihnachten. Hier in Spanien ist das noch längst nicht gelaufen. Der 6. Januar ist ein ganz wichtiger Feiertag. Da ist nämlich erst Bescherung und die Kinder bekommen ihre Geschenke.



Die örtliche Hundemode ist auch ein Bild wert ...







Wir kommen zur Plaza de España, Sevilla's elegante Seite, heißt es. Die Plaza ist das Gelände der iberisch-amerikanischen Ausstellung von 1929. Die Organisatoren haben sich da wirklich nicht lumpen lassen und einen imposanten, halbrunden Bau mit eindrucksvollen Arkaden und Türmen hingestellt.





Jede Provinz wird mit solchen Kachelbildern präsentiert ...









Ohne Flamenco-Rhythmen geht ja mal gar nichts! Die beiden Damen haben das ganz toll gemacht.





Zum Schluss noch der Torre del Oro, der "goldene Turm", ein weiteres Wahrzeichen der Stadt. Einmal so ...



... und einmal so ...



Sevilla hat ein beeindruckendes und sehenswertes Zentrum. Gerne würden wir die Stadt nochmal bei schönem Wetter mit aufgelockertem Himmel besuchen. Dann wirkt alles sicher noch freundlicher und schöner. Und vor allem auch ohne Hund: in einige Gebäude konnten wir mit Walli natürlich nicht rein. Zeit muss man auch mitbringen: die Warteschlangen waren teilweise mehrere hundert Meter lang!

Am Nachmittag fahren wir noch eine Stunde bis an die südliche Küste. Wir bleiben für die Nacht in El Puerto de Santa Maria, einem Örtchen gegenüber von Cadiz.

Gestern haben wir in El Rocío doch ein Hufeisen gefunden. Sollte ja Glück bringen. Pustekuchen! Da springt mir doch heute plötzlich ein gelber Stahlpfosten vor die hintere Stoßstange! Autsch'n! – Naja, sieht schlimmer aus als es ist. Die gelbe Farbe ist mittlerweile wegpoliert und zuhause habe ich noch graue Farbe im Keller. Wird also wieder. Auf nunmehr über 18.000 km seit Start im Sommer der erste Rempler dieser Art.



El Puerto war Ausgangspunkt für die zweite Amerikaexpedition von Christoph Kolumbus. Soweit geht es bei uns nicht. Am nächsten Tag fahren wir rund 20 km mit dem Bussi nach Cadiz.

Über dieses imposante Brückenbauwerk erreichen wir die Stadt. Die App Campercontact zeigt, dass am Rande der Altstadt ein großer Parkplatz bzw. Wohnmobilstellplatz liegt. Der ist bequem zu erreichen und in wenigen Minuten sind wir zu Fuß an der Stadtmauer.



Cadiz hat rund 160.000 Einwohner, ist eine wichtige Hafenstadt und liegt auf einer langgezogenen Halbinsel vor der Küste. So viele Einwohner passen natürlich nicht alle in den historischen Stadtkern, so dass sich Cadiz mittlerweile weit über seine alten Grenzen hinaus ausgedehnt hat.



Die Altstadt ist zum großen Teil von einer Stadtmauer umgeben. Ein großes Stück laufen wir auf ihr entlang ...





Eines der Stadttore, durch welche man in die Altstadt gelangt ...



Die Straßen dort sind nass. Wie bitte? Es ist zwar bewölkt, aber geregnet hat es doch nicht! Nee, nee, das hat einen anderen Grund: die Straßen werden morgens zur Reinigung abgespritzt.



Schmale Gassen überall ... gut, dass jemand die Einbahnstraße erfunden hat!





Wir kommen am Castillo de Santa Catalina vorbei ...







... sowie an diversen kleinen Stränden ...



... und nähern uns der Kathedrale von Cadiz.





In den Geschäftstraßen im Zentrum ist der Teufel los! Durch manche Gassen ist kaum ein Durchkommen, so dass wir mit Walli lieber einen Umweg laufen.



Mancherorts wird von Straßenhändlern afrikanischer Herkunft "ominöse Ware" angeboten. Die Logos sind nicht immer ganz original ...



Auch hier wieder ein Beispiel für die örtliche "Hundemode" ...







Zum Schluss noch ein typischer "Zweirad-Parkplatz" in Spanien ...



Nochwas aus der Schlaumeier-Kiste: Die Küste zwischen der portugiesischen Grenze und Tarifa ist die Costa de la Luz, die Küste des Lichts, falls ihr es noch nicht wusstet.



Wir fahren etwa eine Stunde aus Cadiz raus und bleiben für die Nacht in der Nähe von Barbate. Als wir auf unserem Stellplatz einparken, kommt hinter dem Zaun ein Schwein angelaufen ... jawoll, ein Schwein! Freudig begrüßt es uns und bleibt eine ganze Weile da.



Das Borstenvieh ist völlig tiefenentspannt. Selbst kläffende Hunde auf der anderen Seite des Zauns lassen es nicht in Panik verfallen. Total relaxt steht es einfach da und schaut sich das Geschehen an ...



In der Nacht geht ein höllisches Gewitter über uns arme, kleine Camper und das Schwein hernieder. Mann, hat das gerumpelt! Stundenlang! So sah es am nächsten Morgen aus ...





Vorerst sind die Bilder, die uns in kurzen Hosen zeigen, vorbei. Es weht ein starker, kalter Wind. Die nächsten Tage und Nächte werden wechselhaft und frisch.

Auf Weiterfahren haben wir trotzdem noch keine Lust. Also schauen wir uns in der näheren Umgebung um. Ein Spaziergang führt uns am Strand entlang zum Cabo de Trafalgar.









Was so in der Gegend rumsteht ...



Vom Berg grüßt der Torre de Meca ... davor hat es "Broccoli-Wald" ...



So nennen wir es, wenn Wald aus der Ferne fast wie Broccoli aussieht. Und wie kommt man da darauf? Geprägt wurde der Begriff vor Jahren auf einem Ausflug nach Fraser Island an der Ostküste Australiens. Es wurden Rundflüge angeboten, aber der Guide meinte, man sieht eigenlich nur "Broccoli".



Über die weitere Route machen wir uns auch Gedanken. Gerade das hügelige Hinterland von Andalusien mit seinen "weißen Dörfern" ist eigentlich einen Besuch wert. Allerdings herrschen dort zurzeit Regen und Temperaturen knapp über null Grad. Teilweise sogar Schneeregen.

Das brauchen wir im Campingbus nun wirklich nicht. Aber was will man machen, es ist halt Winter! An der Küste hingegen geht es. Also werden wir von Tag zu Tag schauen und spontan entscheiden, welche Abzweigung wir nehmen.



Zunächst führt uns der Weg ein paar Kilometer weiter nach Süden, und zwar nach Tarifa. Dem südlichsten Ort des europäischen Festlands. Das heißt: Mission accomplished! Im August waren wir am Nordkap und nun sind wir hier!





Hinten am Horizont seht ihr ... Afrika! Nur 14 Kilometer liegt es entfernt, die Hügel Marokkos sind gut zu erkennen.







Maurische Einschläge in der ganzen Stadt ...



Die Straße von Gibraltar ist hier am engsten. Etwas wehmütig bin ich schon, als wir am Fährhafen in Algeciras die wartenden Reisemobile sehen, welche auf die nächste Überfahrt nach Marokko warten. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.



Ob das dann noch mit dem VW Bus sein wird? Wer weiß ...



Wenige Kilometer weiter sehen wir dann schon das nächste Ziel des Tages: The Rock! Oder auch Gibraltar. 450 Meter hoch ragt der Felsen aus dem Meer. Interessant auch, dass kaum ein Verkehrsschild auf Gibraltar hinweist. Erst wenige Kilometer vorher taucht eins auf.



Unser Stellplatz für die Nacht liegt fußläufig zu Gibraltar an einer Marina bei La Linea auf spanischer Seite.



In 20 Minuten sind wir in "England" ... so richtig mit Passkontrolle und so.



Seit Beginn des 18. Jahrhunderts ist Gibraltar britische Kronkolonie.



Englisches Flair allenthalben ... nur der Linksverkehr fehlt. Naja, so richtig "englisch" finden wir es nicht. Ok, die Beschilderungen, die roten Telefonzellen, die Geschäfte, die Nummernschilder der Fahrzeuge, die Bobbys, Fish'n'Chips ... alles englisch. Ansonsten ist es eher eine kunterbunte multikulturelle Mischung. Mit christlichen Kirchen, Synagogen und Moscheen. Eben halt Gibraltar.







Es gibt ein englisches Sonntagsmenü ... die Preise sind zwar echt gepfeffert, aber man gönnt sich ja sonst nichts. In all den Wochen waren wir heute erst zum 4. Mal Essen.









Dann erklimmen wir mit vollem Magen den Felsen von Gibraltar, auf der Suche nach den berühmten Affen, den Makakken ...





Und jetzt glaubt es oder nicht: wir sehen nur ein einziges von diesen Viechern!



Dafür genießen wir die ansonsten gute Aussicht. Am Horizont seht ihr Algeciras.



Eine der drei Flaggen können sie ja bald einpacken ...



Übrigens ist das englische Mutterland auch gar nicht abgeneigt, Gibraltar loszuwerden und an Spanien zurückzugeben. Allerdings sehen das die Bewohner Gibraltars völlig anders. Eine Volksabstimmung 2002 hat gezeigt, dass über 98 % der Bevölkerung wollen, weiterhin britische Kronkolonie zu bleiben. Ob sich das nach dem Brexit ändert?



Tja, es ist schon etwas frisch in den Gassen ...





Gleich an der Grenze zwischen Spanien und Gibraltar liegt ein ... Flughafen! Die Start- und Landebahn verläuft quer über die Hauptverkehrsstraße. Flugzeuge haben uneingeschränkte Vorfahrt! Schließlich sind sie größer und stärker.





Und nach ein paar Stunden sind wir wieder in Spanien ...



Fazit zu Tarifa und Gibraltar heute: Beide sind keine Perlen, aber wenn man schon mal hier ist, lohnt sich ein Besuch allemal!

Der nächste Morgen beginnt mit Regen. Erst noch ein schöner Sonnenaufgang so gegen halb 9. Doch dann schüttet es wie aus Kübeln. Die Vorhersage ist auch schlecht, Orte wie Ronda in den Bergen brauchen wir nun definitiv nicht ansteuern.



Wir machen uns auf den Weg entlang der Küste nach Nordosten. Etwa 300 km fahren wir heute ... bis das Wetter wieder schöner wird.



So geht das über Stunden ... Vor uns dreht sich auf der Autobahn ein Auto, vermutlich Aquaplaning, es knallt in die Mittelleitplanke. Zum Glück passiert nichts wirklich Ernstes und wir kommen auch ungeschoren davon.



Gerne würden wir in Marbella anhalten, um so richtig shoppen zu gehen: Schmuck, dicke Autos ... wir würden die Kreditkarte glühen lassen! Aber sei's drum, wir wollen uns doch keine nassen Füße holen! Jetzt geben wir das gesparte Geld halt anderweitig aus ...



Kaum zu glauben: auf den nahen Bergen fällt Schnee!





Etwa ab Motril an der Costa del Sol wird das Wetter endlich besser. Ab hier ist übrigens "Plastikland". Zunehmend bepflastern Gewächshäuser aus Plastikfolie die Landschaft. Schaut mal bei Google Earth rund um Almeria, sogar aus dem Weltall sind die zu sehen.



Wir quartieren uns auf einem Campingplatz bei Almerimar ein. Und warten auf beständigeres Wetter, um vielleicht doch noch Granada besuchen und die Sierra Nevada umrunden zu können.

Dauercamper, die den ganzen Winter hier verbringen, bestimmen das Bild auf dem Platz. Teilweise in riesigen Monster-Wohnmobilen. Das Weiße rechts kostet neu knapp 500.000 €. Es hat eine riesige Heckgarage: darin stehen zwei fette BMW-Motorräder und zwei E-Mountainbikes. Die Dame des Hauses saß bei Ankunft übrigens nicht auf Beifahrersitz des rollendes Hauses – nein, sie steuerte das rote Porsche Cabrio hinterher.



Hinter dem Campingplatz: endlose Plastiklandschaft. Alles Gewächshäuser! Hier ein paar Einblicke in die "Gemüseproduktion" ...













Dem Spanier an sich ist seine Siesta heilig!



Mit dem wirklich schönsten Blick dieser Tage beschließen wir diesen Beitrag. Es scheint die Sonne und die schneebedeckte Sierra Nevada leuchtet hell. Dort liegen momentan bis zu 2 Meter Schnee!



In der Hoffnung, euch im nächsten Beitrag mehr Bilder von der verschneiten Sierra zeigen zu können, sagen wir für dieses Mal ¡Hasta luego!



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Gesamtfahrstrecke bisher 6.865 km