#037 Arisaig – Loch Lomond – Culzean Castle – Portpatrick – Gretna Green

Entlang der Westküste nach Süden – Schottisches Finale



#37 Arisaig – Loch Lomond – Culzean Castle – Portpatrick – Gretna Green (ca. 600 km)

22.6.-1.7.2018



Über die Isle of Skye fahren wir noch mal kurz, und zwar nach links unten. Über die Halbinsel Sleat. Passt ganz gut: denn zum einen waren wir dort noch nicht, und zum anderen legt hier die Fähre aufs Festland ab.






Aber warum über eine Insel, wenn es doch gleich wieder aufs Festland geht? Ist kürzer und schneller. Die Fähre ist günstig, wir sparen rund 100 km Fahrt und legen nur wenige Kilometer vom Zielort an. Also, passt!





Mallaig ist der Zielhafen. Ein kleines Örtchen, in dem nicht viel los ist. Dennoch gilt Mallaig als Zentrum der Garnelen- und Hummerfischerei. Und es hat einen kleinen Bahnhof: der ist die Endstation des Harry-Potter-Zuges, der zwischen hier und Fort William verkehrt. Harry-Potter-Zug deshalb, weil die alte Dampflok Joanne K. Rowling inspiriert hat.



Am Silver Sands bei Arisaig machen wir einen Tag Fahrpause. Ist auch mal wieder schön. Und landschaftlich passt es auch. So eine kleine Schärenlandschaft hat es hier an der Küste.










Nicht weit ist es bis Glenfinnan. Das ist bekannt für zwei Sachen: zum einen steht hier Großbritanniens meistfotografiertes Viadukt. Über das fährt nämlich der Harry-Potter-Zug. Im Film dampft hier der Hogwarts-Express drüber. Wir halten an, laufen die zehn Minuten hin – und sind bei weitem nicht die Einzigen.

Es hat den Eindruck, als ob die anderen Leute warten und wissen, wann der Zug kommt. Und siehe da, innerhalb der nächsten Viertelstunde wird er vorbeikommen. So ein Zufall! Und dann kommt der Hogwarts-Express pfeifend hinterm Berg hervor ...





Die andere Sehenswürdigkeit ist das Monument: ein dunkler Turm vor der malerischen Kulisse des Loch Shiel. Hier landete 1745 Bonnie Prince Charlie und hisste sein Banner, um anschließend den Jakobiten-Aufstand zu führen.



Loch Shiel kommt in den Filmen von Harry Potter jeweils als Hogwarts See vor. Im Film Highlander spielt eine Szene auf einem Boot: Ramirez bringt hier dem Highlander „Balance“ bei. Das Monument selbst kommt im Film über Bonnie Prince Charlie mit David Niven aus dem Jahre 1948 vor.







Fort William ist dann auch unser nächstes Ziel. Es liegt am Loch Linnhe, und das Bergsteigerzentrum des höchsten britischen Berges Ben Nevis ist auch nicht fern. 1344 m ist der Ben Nevis hoch, im Durchschnitt nur an zehn Tagen im Jahr wolkenfrei, und manchmal fällt sogar im Sommer Schnee, so dass hier auch zu dieser Jahreszeit Skifahrer durchaus angetroffen werden können.

Und siehe da, heute ist der Gipfel des Ben Nevis zu sehen! So ein Glück!



Impressionen aus Fort William, das eigentlich nicht viel Sehenswertes zu bieten hat ...





Kurzer Halt bei der Bank ...



... und ein Besuch in einem der Outdoorläden. Kürzlich haben wir ein Hundegeschirr entdeckt, dass einen guten Eindruck auf uns machte. Heute haben wir es Walli anprobiert. Passt hervorragend!



Weiter geht die Fahrt durch die Rannoch Moors. Fast jeder Parkplatz ist voll oder zumindest sehr gut gefüllt. Ok, es ist Sonntag und gutes Wetter obendrein. Da gehen die Leute alle raus in die Natur. Und der Engländer ist ja schon ziemlich Outdoor-affin. Etliche Bergwanderer sind zu sehen.



Aber auch Oldtimer-Gruppen und viele Motorradfahrer sind unterwegs. Dennoch läuft es auf den Straßen ziemlich entspannt.



In den Rannoch Moors liegt auch das Skigebiet Glencoe Mountain: Talstation bei ca. 300 m, Gipfel bei rund 1100 m.







Das Loch Lomond ist unser Tagesziel am Nachmittag. Der See liegt auf etwa 20 m Seehöhe – es sieht aber aus, als ob man mitten in den Alpen sei. Wir genießen einfach das endlich wieder warme Wetter, haben kurze Hosen an, sitzen in der Sonne und Essen draußen. So darf es die nächsten Tage gerne weitergehen.





Vom Loch Lomond ist es gar nicht mehr weit bis Glasgow. Das umfahren wir, keine Lust auf Großstadt. Die Landschaft ändert sich. B. sagt, "... das sieht alles so normal aus." Verdammt, vermissen wir etwa schon das hohe Schottland, die Highlands? Ja, das war eine ziemlich faszinierende Landschaft!

Unsere Fahrt geht bis Culzean Castle (sprich: Kollien), ein Schloss zwischen Maybole und Maidens an der Küste von South Ayrshire. Es wurde im 18. Jahrhundert von Robert Adam für David Kennedy, den 10. Earl von Cassillis, als romantisches Schloss entworfen. Es hat so einen Touch von Loire-Schlösschen.











Fasane haben wir in den letzten Wochen auch schon einige gesehen. Irgendwie müssen die aber ein bisschen blöd sein. Denn meist lagen sie als "Roadkill" auf der Straße. Auch die Kollegen hier lassen sich nicht wirklich verschrecken. Sogar vor Walli hat der hier nicht so richtig Angst. Bis auf wenige Meter kommt er an sie ran. Overkill für den Hund natürlich, so viel Wildlife!



Drei von ihnen stolzieren am Abend an unserem Platz vorbei. Wir bekommen Appetit auf Geflügel – und machen uns ein Ragout mit Reis.







Unser Geflügel-Ragout scheint sie auch nicht abgeschreckt zu haben. Ständig sind sie hier zu sehen und haben wenig Scheu.

Beim Essen genießen wir die wunderbare Aussicht aufs ruhige Meer, das hier eher wie ein großer See zu sein scheint, ganz ruhig is es ...



... und später bewundern nicht nur wir diesen Sonnenuntergang.





Jetzt lassen wir's ruhiger angehen. Die nächsten Tage werden wenig ereignisreich. Pause vom Fahren. Einfach mal rumwurschteln. Das haben wir seit Wochen nicht gemacht. Culzean Castle ist für uns genau der richtige Ort dafür.

Das Castle liegt in Laufweite zum Campingplatz. Abends gehen wir immer nochmal hin, das Gelände ist nicht abgesperrt. Dann ist kaum jemand da, das Licht ist auch schön. Es steht auf einem steil abfallenden Felsen direkt am Meer, umgeben von einem zwei Hektar großen Schlosspark mit Schwanenteich, Abenteuerspielplatz und vielen Waldwegen.







Das Gelände ist wirklich sehr weitläufig. Das ist der Schwanenteich, der Swan Pond. Bis dahin und wieder zurück ist es ein Spaziergang von eineinhalb Stunden.















Vor der Küste liegt die Isle of Arran. Von den Einheimischen "The Sleeping Warrior" genannt. Der schlafende Krieger: rechts der Kopf, links die Beine. Das erzählt mir unsere nette, ältere schottische Nachbarin. Mit etwas Fantasie kriegt man das auch hin.



Öfter kommen wir mit ihr und ihrem Mann ins Gespräch. Irgendwie haben sie einen Narren an uns gefressen. Wenn doch nur das schwierige Schottisch nicht wäre, aber meist klappt's schon. Sie haben schon öfter in Deutschland Urlaub gemacht, im August fahren sie wieder hin. Rüdesheim am Rhein hat es ihnen angetan. Hier in Schottland wohnen sie gerade mal eine halbe Stunde vom Campingplatz entfernt, in Ayr. Das liegt sogar auch an der Küste. Nach Culzean Castle kommen sie, weil es hier so ruhig ist. Und sie wollten einfach mal ein paar Tage raus.

Hier genießen wir richtig sommerliche Tage. Und jeden Abend wunderbare, goldene Sonnenuntergänge ...





Nach vier Tagen satteln wir doch wieder die Hühner. Die Fahrt geht entlang der Küste von South Ayrshire nach Süden. Und führt vorbei an diesem markanten Eiland: Ailsa Craig. 338 m hoch, 99 ha groß liegt es hier im Firth of Clyde.



Ziel für uns ist der Mull of Galloway, das Süd-Kap der Halbinsel Rhins of Galloway. Der Leuchtturm markiert den südlichsten Punkt Schottlands.





Die Klippen sind auch hier Heimat unzähliger Seevögel. Auch die putzigen Puffin's sind hier heimisch. Gesehen haben wir leider keine, mittags ist definitiv die falsche Uhrzeit.









Im Dunst ist am Horizont die Isle of Man zu erkennen, die ja einen ganz besonderen Status hat. Wer will, kann dazu mehr bei Wikipedia lesen – ist ganz interessant.











Für das Wochenende bleiben wir in der Nähe von Portpatrick, das liegt ungefähr in der Mitte der Rhins of Galloway. Schön an der Küste. Unser Bussi steht nur wenige Minuten Fußweg von der Ruine des Dunskey Castle entfernt. Erste Erwähnung findet das Castle im 14. Jahrhundert.



Es zeigt, das hier nicht um jede Ruine oder jedes Castle ein Mords-Bohei gemacht wird: Eine 1972 erfolgte Aufnahme in die schottischen Denkmallisten in der höchsten Denkmalkategorie A wurde 2015 aufgehoben. Seitdem scheint sich keiner mehr drum zu kümmern.



Also ich finde es recht fotogen, so im Abendlicht ...



Was hier am Horizont beim Blick fast aus dem Bus heraus schemenhaft zu erkennen ist, ist Irland. So etwa die Gegend um Belfast ...





Über den Coast Path laufen wir bei herrlichstem Sommerwetter nach Portpatrick. Zum Glück weht vom Meer her ein angenehmes Lüftchen. Das kleine Hafendorf hat nur rund 500 Einwohner. In früheren Jahrhunderten spielte Portpatrick als Hafenstadt eine bedeutende Rolle.



Aber als die Schiffe immer größer wurden und sich der Hafen in Stranraer auf der anderen Seite der Halbinsel immer weiter etablierte, geriet Portpatrick mehr und mehr ins Hintertreffen. Obwohl der Ort nicht groß ist, sind ruck, zuck zwei Stunden rum. Es ist erstaunlich ruhig, wir genießen es ...







Das ist der Haupteinkaufsladen im Ort!



Nicht nur in Portpatrick wird auf Sauberkeit geachtet. Allerdings müssen wir das hier Walli erst noch beibringen ...



Und ja, wir sind noch in Schottland! Aufgrund des milden Golfstroms gedeihen an der Südwestküste Pflanzen, die ein Mitteleuropäer hier nicht unbedingt vermuten würde ...



Wandern auf dem Coast Path ...



Gretna Green ist unsere letzte Station in Schottland, kurz vor der imaginären Grenze zu England. Das Dorf gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Hochzeitsorten der Welt; jährlich werden dort immer noch etwa 5000 Ehen geschlossen.

Über 200 Jahre lang sind hier minderjährige Paare nicht nur aus England hergepilgert, weil sie in Gretna Green ohne Erlaubnis der Erziehungsberechtigten die Ehe schließen konnten. Bis irgendwann die anglikanische Kirche dem Treiben einen Riegel vorgeschoben hat.











Die Zeremonie wurde oft in einer alten Schmiede abgehalten. Um die Stelle, wo die Schmiede gestanden haben soll, hat sich ein kleines Zentrum entwickelt, das wohl nicht schlecht läuft. Waren es früher minderjährige Heiratswillige, so sind es heute ganze Busladungen an Touris aus aller Welt, die sich hierher karren lassen.





Den Bagpiper durfte ich fotografieren und darf das Bild auch zeigen, weil ich ihm £1 dafür in seine Sammelkiste gegeben habe. Er war aber auch nicht schlecht und hat die Backen mächtig aufgeblasen.



Heiraten müssen wir nicht mehr und volljährig sind wir ja auch. Also machen wir die üblichen Fotos und uns dann vom Acker ...





Das war's dann mit Schottland! Viereinhalb Wochen waren wir hier. Schottland hat uns verdammt gut gefallen. Die Leute waren durchwegs nett, und mit dem speziellen Dialekt hat es auch meist geklappt.

Vor allem: wir haben echt keine großen Probleme mit Midges gehabt. Und das mit dem vielen Regen erzählen die wohl auch nur, damit nicht noch mehr Touristen kommen. Denn über das Wetter können wir uns unter'm Strich nicht beschweren.



Viel haben wir gesehen, aber noch viel mehr nicht gesehen. Darum wissen wir eins schon heute: wir wollen wiederkommen! In diesem Sinne gilt das hier nicht für immer, sondern nur für dieses Mal: Goodbye, Scotland!



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Gesamtstrecke bisher 4.631 km