#7 Nesjartun – Insel Runde – Geiranger – Bjørdal

Runde Sache



Nesjartun – Runde – Geiranger – Bjørdal – Ekkilsøya (760 km)
23.–29.7.2017




Das nächste nennenswerte Ziel ist Runde. Eine Insel, die bekannt ist für ihre Vogelkolonien. Auf dem Weg dorthin übernachten wir irgendwo im Nirgendwo.


Aber auch das Nirgendwo ist hier schön. Mehr und mehr „vergucken“ wir uns in die Natur Norwegens. Mehr und mehr kommen wir in unseren Reisemodus.

Die Nacht im Nirgendwo „Nesjartun“ ist ganz schön laut, und zwar wegen Blitz, Donner und Starkregen. Kaum geschlafen. Naja, ist zwischenzeitlich nachgeholt. Auf der weiteren Fahrt gibt es wieder viele schöne Eindrücke ...















Kurz vor Runde unterfährt man den Eiksund. Normalerweise gibt es Fähren oder große Brücken. Hier gibt es den Eiksundtunnel: knapp 8 km lang, 263 m unter dem Wasserspiegel, Steigungen bis fast 10 % im Tunnel. Der tiefste Unterwassertunnel der Welt – angeblich.



Runde ist nur ein paar Kilometer groß und hat auch nur wenige hundert Einwohner. Wir quartieren uns am Camping Goksöyr ein. Da wir schon mittags ankommen, fast freie Auswahl des Stellplatzes. Das sieht wenige Stunden später schon anders aus. Unser Platz ist in erster Reihe am Wasser. Zum Glück hat es keine Wellen, dann möchte ich hier nicht stehen.



Noch am Nachmittag besteigen wir den oberen Teil der Insel, rund 250 Höhenmeter, um einen Eindruck von den Vogelfelsen zu bekommen. Vor allem die hier lebenden Papageientaucher sind der Besuchermagnet. Sie kommen aber erst am Abend von ihren Ausflügen aufs Meer zurück. So wandern wir um halb neun abends nochmal nach oben. Hunderte der possierlichen Federviecher kommen gerade retour und besiedeln die steilen Felsen an der Südseite der Insel. Ruck, zuck verschwinden sie in ihren Höhlen. Knapp eine Stunde bleiben wir oben. Hell ist es hier ja lange genug.















Das hier ist eine Raubmöwe ...



... bei der hat es zum Seeadler, den wir nur in der Ferne gesehen haben, nicht gereicht. Normale Möwe war ihr dann zu popelig, also ist sie Raubmöwe geworden. Die sind ganz schön groß, und ziehen gerade ihren Nachwuchs oben auf der Insel auf … und ich möchte ihnen nicht zu nahe kommen dabei.

Apropos hell: Wir sind ja noch gar nicht so arg weit oben im Norden. Aber Sonnenuntergang ist auf Runde derzeit (24.7.2017) gegen 22:45 h. Wirklich dunkel wird es nicht. Es werden nur die „dunkelsten Stufen“ der Dämmerung erreicht. Genannt wird das „Mitternachtsdämmerung“. Das, was Nacht genannt wird, gibt es erst wieder in ein paar Wochen.

Aber vor der nicht so richtigen Nacht kommt trotzdem ein Sonnenuntergang, das kann dann so aussehen …









Auf dem Meer herrscht Schiffsverkehr. Während ich diese Zeilen schreibe, fährt gerade ein Kreuzfahrtschiff vorbei, es ist die MSC Fantasia. B. schaut gleich nach der Route, die Fantasia war heute in Hellesylt am Geirangerfjord. Da wollen wir auch noch hin …



Zwischendurch gibts noch Besuch ...



Wir haben auf jeden Fall eine schöne Zeit auf Runde! Und Runde ist für uns eine runde Sache!





















Die Wettervorhersage fürs Wochenende ist nicht gut, also starten wir am Mittwochmorgen auf die knapp 120 km Richtung Geiranger. Wieder durch den tiefen Eiksundtunnel, entlang der Fjorde und quer durch die Berge.











In Hellesylt geht es auf die Fähre, die durch den ganzen Geirangerfjord fährt. Beeindruckend ist er schon, der Geiranger. Aber im Vergleich zu vielen anderen Fjorden ist er eher klein. Und ganz weit hinten drin. Vielleicht macht das seine Anziehungskraft aus.

Auf unserer „Cruise“ kommt uns ein Schiff der Hurtigruten entgegen. Wir sehen die bekanntesten Wasserfälle „Freierfälle“ und „Seven Sisters“, die aber heute nur – mit viel gutem Willen – zu sechst sind. In Geiranger hat für den Tag die „Crown Princess“ angelegt. So ein knapp 300 Meter langer Ozeandampfer im engen Fjord sieht schon imposant aus.



















Aber was für ein Trubel! Der Campingplatz liegt direkt am Wasser, ganz naher Blick auf den Dampfer. Hat schon was. Die erste Reihe ist natürlich voll, als wir ankommen. Da wird sicher kein Platz kalt. Aber wir haben auch so eine gute Aussicht.







Und schon wieder hat es Trolle …







... manche stellen sich sogar an, um auf Schiffe zu gelangen ...



Am Morgen des nächsten Tages legt wieder ein Kreuzfahrtschiff an: die „Mein Schiff 4“ der TUI-Flotte (rechts auf dem Bild, links ist eines der Hurtigruten zu sehen, das am Mittag kurz gehalten hat). Die Kreuzfahrer sind an ihrem blauen Kärtchen zu erkennen. Sie machen Busausflüge, gehen zu Fuß los oder sind auf E-Mountanbikes mit „Mein Schiff“-Logo unterwegs.







Wir machen eine ausgiebige Wanderung rund um Geiranger, und finden sogar noch ruhige Ecken und Wege. Das Wetter ist zwar bewölkt und ab und zu fällt auch ein Tröpflein, aber es ist warm und angenehm. Geiranger – so heißt der Ort eigentlich nicht: sein ursprünglicher Name ist Maråk. Die Bezeichnung Geiranger hat sich im Laufe der Zeit einfach eingebürgert.

















Der Dampfer verschwindet am Abend wieder – und macht dabei ordentlich Dampf. So viel zum Thema „UNESCO Weltkulturerbe“. Aber genau genommen ist das, was wir machen, ja auch nicht besser.



Wir lassen dann erst mal den Grill dampfen und genießen ein lecker Abendessen.

Immer wieder beeindruckt mich die hohe Dichte an Elektro-Autos. Dachte, wenn wir die großen Städte verlassen, werden es weniger. Aber dem ist gar nicht so. Allen voran sind es E-Autos von Tesla, aber auch viele BMW i3, Nissan Leaf, sogar Golf GTE und noch ein paar andere. Sogar auf den Parkplätzen hochgelegener Berghütten gibt es Tankstellen für sie.





Der Freitagmorgen begrüßt uns dann mit Regen und drei neuen Dampfern vor dem Campingplatz.







Für uns geht die Fahrt weiter, zunächst vom Geiranger aus sofort in mehreren Serpentinen ein paar hundert Meter bergauf. Dann über viele Kilometer leicht bergab zum Norddalsfjord, den wir mit einer Fähre rasch überqueren.



Von hier steigt die Straße über einige Kilometer stetig leicht an, bis wir zum Highlight des Tages gelangen: den Trollstigen.

1936 eröffnet, 11 km Straße, 850 m Höhenunterschied, 12 % Steigung (oder Gefälle - je nachdem, wie man es sieht ...), Berge bis 1800 m drumherum, vorbei an zwei Wasserfällen – so zieht sich der Weg durch das Isterdal. Wir kommen von Süden und fahren die Trollstigen somit bergab. Was ein Erlebnis!











Ruhepause für die Nacht in Bjørdal am Frænfjord ...



Ganz in der Nähe beginnt der „Atlanterhavsvegen“, die Atlantikstraße. Sie wird zu den schönsten Straßen der Welt gezählt. Nach verregnetem Abend und ebensolcher Nacht können wir sie heute bei schönstem Wetter befahren. Nur leider ist sie mit offiziell etwas über 8 km viel zu kurz. Zwölf Brücken verbinden die vielen Schären. So hätte es gerne noch viele Kilometer weitergehen können. Auf den Parkplätzen stehen viele Womos, einige der Reisenden habe hier sicher übernachtet. Gerade zum Sonnenuntergang muss es hier klasse sein.











Wir denken uns, warum bei diesem schönen Wetter im Auto sitzen? Darum biegen wir nur wenige Kilometer weiter von der Hauptstraße 64 nach links ab und fahren über weitere Brücken auf eine der letzten, kleinen Inseln raus.

Auf Ekkilsøya gibt es den kleinen Skjerneset Camping, direkt am Wasser mit Blick in die Schären. Hier stellen wir schon mittags den Motor ab, genießen die Sonne und die Ruhe und laufen noch eine ganze Weile über die angrenzende Insel Storrøssøya. Vom höchsten Punkt mit bestimmt 20 m hat es einen schönen Rundblick.



















Herrlich, die letzten beiden Abende an Orten verbracht zu haben, wo kaum Leute waren. Oslo, Preikestolen, Bergen, Geiranger ... da war schon überall wahnsinnig viel los. Muss man durch, wenn man sie sehen will. Wir sind gespannt, ob es jetzt etwas ruhiger wird.

Die nächsten Tage werden wir die Küste entlang gen Norden fahren, über Kristiansund Richtung Trondheim, das sind viele Kilometer. Davon demnächst hoffentlich mehr.



Gesamtfahrstrecke bisher 3.430 Kilometer.