#33 York – Castle Howard – Scarborough – Whitby – Hadrians Wall/ENG – Melrose/SCO – St. Abbs Head – Dunbar

Von Harry Potter's Winkelgasse, alten Römermauern und zerfallenen Abteien


#33 York – Castle Howard – Scarborough – Whitby – Hadrians Wall/ENG – Melrose/SCO – St. Abb's Head – Dunbar (594 km)
21.5.-31.5.2018



Es geht weiter nach Norden: wir erreichen die Grafschaft Yorkshire. Es heißt, "Yorkshire sei ein Land im Land". Und seine Bewohner pflegen eine ureigene Identität. Schauen wir mal. Die City of York ist direkt unser nächstes Ziel.




York ist ganz sicher eine der attraktivsten Städte Englands. Das ist gleich daran zu merken, dass hier immer ein gewisser Prozentsatz Touristen asiatischer Abstammung zu finden ist. Und dass der – wirklich gute – Campingplatz in Citynähe fast jeden Abend das Schild "Full" vor der Einfahrt stehen hat. Rund 140.000 Einwohner hat die Stadt, aber Hochhäuser sucht man vergeblich.

Schon von Weitem ist das York Minster, das alles überragt, zu sehen ...



Im schönsten Abendlicht umrunden wir die Innenstadt auf der historischen City Wall. Sie ist noch zum großen Teil erhalten, vielleicht so 70 Prozent. Die Ursprünge der City Wall gehen bis in die Römerzeit zurück, so etwa ins Jahr 71 n. Chr. Knapp 4 km können auf der Mauer erlaufen werden, es ist wirklich herrlich.









Das York Castle thront auf einem grünen Hügel und liegt zwischen Zentrum und dem River Ouse.





Bettys Café ... nee nee, leider keine stillen Nebeneinkünfte! Aber hier in York eine Berühmtheit, vor der sich mitunter laaaange Schlangen bilden.



Das York Minster ist die größte gotische Kirche in England, ja sogar nördlich der Alpen. Anno 627 findet es zum ersten Mal Erwähnung in den Aufzeichnungen.













Weiter geht es durch die Stadt ...



... wo wir auch ein paar Royals sehen. Die verfolgen uns ständig!





Größter Touristenmagnet neben dem Minster sind "The Shambles": ein kleine, enge Gasse mitten in der Stadt. So eng, dass die Dächer oben fast aneinander stoßen. Die meisten Gebäude stammen aus den Jahren 1350 bis 1450. Früher gingen hier hauptsächlich Metzger ihren Geschäften nach.





The Shambles war für Joanne K. Rowling angeblich die Inspiration zu Harry Potter's Winkelgasse.











Am River Ouse entlang lässt's sich auch schön laufen. Wenig außerhalb der City liegt die Marina. Hier hat es wohl auch einen Stellplatz für Womos.





Bei den Weidezäunen wird sogar an die zahlreichen Hunde gedacht: sie haben extra einen Durchgang ...









Mit einem letzten Blick auf das Minster verabschieden wir uns aus York ...



... und fahren zum Castle Howard. Wie ist zu lesen: Barock in Reinkultur. Das Schloss stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist immer noch im Besitz der Howards. Ein paar Zahlen, dann schaut die Bilder an: 25 km nordöstlich von York, 4.000 ha Parkanlage, 100 Meter breite Schlossfassade, rund 145 Räume.







Walli durfte mit aufs Gelände, die Innenräume haben wir abwechselnd besucht.







Von hier geht es wieder an die Küste, genauer gesagt nach Scarborough. Einer der populäreren Badeorte im Nordosten Englands. Zur Feier des besonderen Tages gönnen wir uns mal so richtige dicke Burger in einem Pub. Einmal "The Hen Party" und einmal "The Stetson", bitte. Einfach lecker!



Der Freitag ist dann eher verregnet. Zum Glück hatten wir noch nicht so viele davon. Internet, Lesen, Bilder ... das ist so der Zeitvertreib.



Aber dann wird's wieder besser. Entlang der Küste läuft der Cleveland Way, ein langer Küstenwanderweg. Über einen Teil davon erreichen wir ...





... die North Bay von Scarborough. Unten ist gut zu sehen, dass es eben die North Bay (rechts) und eine South Bay (links) gibt. Auf dem grünen Hügel befinden sich die Reste des Scarborough Castle.





Zwei der alten, klassischen und einst pompösen Hotels, für die Scarborough früher bekannt war. Viel ist vom einstigen Luxushotel nicht mehr geblieben, so unser Eindruck.







Look here ...!





Die alte Scarborough Market Hall ...







Betty ... stimmt!



Bill ... stimmt nicht!



Als wir Donnerstag angekommen sind, war der Campingplatz zu 10 % belegt, heute ist er voll! "Bank Holiday"! Eine Woche lang scheint ganz England auf den Beinen zu sein. Na, irgendwie werden wir diese Woche schon rumkriegen.



Was uns immer wieder auffällt: Zelt-Camping ist hier total verbreitet. Ganze Familien in z. T. riesigen Zelten. Das Gefummel mit dem Gestänge ist auch vorbei. Die meisten Zelte werden heute aufgepumpt. Ja, statt Stangen sind es stabile, dicke Luftschläuche, welche das Zelt aufrecht halten.



Was wäre der englische Camper ohne seinen Windschutz? Das hier ist das Standardmodell ...



Auf der Fahrt nach Norden liegen Robin Hood's Bay, die North York Moors und Whitby. Robin Hood's Bay ist ein kleines Dorf direkt an der Küste. Mit Robin Hood hat es eigentlich nichts zu tun – keine Ahnung, wer sich das hat einfallen lassen.





Aber die urigen Häuschen in den steilen Gassen sind durchaus einen Rundgang wert. Neben den Fischern haben sich hier auch ein paar Künstler niedergelassen. Und im Sommer kommen dann noch einige Touristen hinzu.



Nicht weit im Landesinneren liegt der North York Moors Nationalpark. Heideland soweit das Auge reicht ...





Zurück an der Küste kommen wir nach Whitby. Hier steht die ein wenig gruselig wirkende Ruine der Whitby Abbey ...





... und wenig weiter die St. Mary Church mit ihrem Friedhof drumherum. Bram Stoker wurde hier anno 1890 zu Teilen seines Romans "Dracula" inspiriert. Bei dem schönen blauen Himmel kaum vorstellbar. Aber wie ihr seht, eine ganz kuschelige Gegend!





Unser nächstes Ziel heißt: Hadrian's Wall. Fast 120 km war der mal lang und ging von Küste zu Küste. Wir steuern die Gegend um Hallwhistle an. Genau genommen den kleinen Camping "Hadrians Wall Caravan and Camping Site". Mittags schon kommen wir an.



Wenn man sich hier nicht benimmt, geht's einem so ...



Wir befinden uns im Süden der Region Northumberland. Und der Platz liegt inmitten der hügeligen Landschaft. Das kräftige Abendrot ist das Sahnehäubchen auf den sonnigen und warmen Tag, den wir hatten.







Hier stehen außerdem zwei richtige Schmuckstücke rum ...



"Abendrot Schönwetterbot" ist aber auch nur Geschwätz! Denn der nächste Tag ist komplett trüb. Es hat nur noch 14° C und ist ziemlich windig. Egal, der Hadrianswall hat sicher schon schlechteres Wetter gesehen. Also machen wir uns auf den Weg.





Kaiser Hadrian ließ die Mauer ab 122 n. Chr. bauen. Sie war die nördlichste Grenzbefestigung des römischen Reiches. Heute gehören die Überreste des einst bis zu 3 m dicken und 6 m hohen Walls zum UNESCO-Welterbe.













Beim Blick über die Landschaft mit ihren Hügeln, schmalen Sträßchen, endlosen Schafweiden und alten Steinhäusern werden immer wieder Erinnerungen wach. Und zwar an die alte TV-Serie "Der Doktor und das liebe Vieh". Sie lief in den späten 70ern und frühen 80ern. Erzählt werden Geschichten aus dem Leben des Tierarztes James Herriot, der nicht weit von hier lebte.





Da ganz hinten am höchsten Punkt sind wir gewesen. Am Ende sind es fast 14 km, die wir laufen.



Die Fahrt geht einige Meilen entlang des Hadrian's Wall, dann biegen wir nach Norden ab. Schon bald kommt das ...



... und kurz drauf überqueren wir die "grüne Grenze" nach Schottland. Viel sehen wir nicht von der Landschaft. Aber wir genießen dennoch die Fahrt, es ist kaum was los auf den Straßen. Keine Ahnung, wie viele Leute schon ihre Autos vor diesem Schild fotografiert haben. Hinter uns kam gleich der Nächste ...





Wir sind in den "Borders of Scotland", so heißt die Region. Hier stehen ein paar Abbeys, so z. B. die Jedburgh Abbey im gleichnamigen Ort.



Die Dryburgh Abbey interessiert uns jedoch mehr. Sie weckt unser Interesse, weil es die am schönsten gelegene Abtei der Borders sein soll. Sie liegt am River Tweed und wurde 1150 gegründet, immer wieder zerstört und aufgebaut.







Wo hier ein Weg durchs Gras führt, war einst das Kirchenschiff.







Die Dryburgh Abbey gefällt! Irgendwie eine fast schon heimelige Atmosphäre. Wir genießen den Besuch sehr, da kaum jemand auf dem Gelände ist. Herrlich ruhig ist es! Und alles so natürlich, mit bis zu 1000 Jahre alten Bäumen. Man kann sich richtig gut vorstellen, wie hier früher die Mönche in aller Stille gelebt haben.





Station für die Nacht machen wir in Melrose, nur wenige Meilen weiter. Hier besichtigen wir auch gleich noch die Melrose Abbey. Sie ist die bekannteste der vier Abbeys in Jedburgh, Kelsa, Dryburgh und eben Melrose.



Im Jahr 1136 wurde dieses Zisterzienserkloster geründet. Zeitweise war sie die wohl reichste Abtei in Schottland. Letztendlich widerfuhr ihr das gleiche Schicksal wie den anderen: geplündert, zerstört, wieder aufgebaut ...



Im Altarraum hatte es für diese Zeit außergewöhnlich große Fenster ...









Melrose hat knapp 2000 Einwohner, es macht einen heimeligen Eindruck. Wir merken wirklich, dass wir in Schottland sind: das English der Leute im Supermarkt ist schon nicht mehr ganz so einfach zu verstehen. Und als wir bei drei Regentropfen draußen schon die Regenjacke tragen, sind auch sofort als Touris entlarvt.









Interessant ist, dass wir hier in den Borders heute schon mehr deutsche Autos und Wohnmobile gesehen haben, als seit dem Start in Canterbury vor fast drei Wochen. Schottland scheint doch deutlich mehr Touristen anzuziehen.

Unser Soll an Abbey-Besuchen haben wir erst mal erfüllt. Jetzt geht es wieder an die Küste. Einen beeindruckenden Abschnitt an der Ostküste Schottlands soll es bei St. Abb's Head geben.



St. Abb ist ein kleiner Fischerort. Hier kommt die Bücherei noch auf vier Rädern vorbei ...





Als wir am kleinen Parkplatz loslaufen sind wir noch etwas enttäuscht, weil es wieder neblig ist. Doch nach 20 Minuten reißt der Himmel plötzlich auf.

Zuerst laufen wir übers Land ans Nordende der kleinen Halbinsel, die fast komplett ein Nature Reserve ist. Hier hat es mehr Schafe als Einwohner.



Und dann sehen wir plötzlich das ...



Nicht schlecht, oder?



Entlang der Steilküste hat es Kolonien mit zehntausenden an Vögeln. Das Geschrei wird bald noch größer, wenn die ersten Küken geschlüpft sind, wie mir ein Mitarbeiter des Nature Reserve erzählt. Er ist gerade mit seinem Teleskop unterwegs und freut sich, dass endlich mal wieder die Sonne scheint. Die letzten Tage waren sehr neblig.







Beim St. Abb's Lighthouse legen wir eine kleine Rast ein ...







... und währenddessen zieht wieder Nebel auf. Das kleine St. Abb ist nachher kaum zu erkennen.





Dann fahren wir noch ein paar Meilen weiter bis Dunbar. Mal scheint die Sonne, dann ist es wieder neblig. Schottische Küste eben, wie mir der Nachbar erzählt. Wir laufen mal nach Dunbar entlang der Küste. Ist jetzt keine schottische Perle. Aber schön ruhig.





Je weiter man nach Norden kommt, desto höher wird übrigens die Landy-Dichte ...



John Muir ist in anno 1838 in Dunbar geboren worden. Als er elf Jahre alt war, wanderte die Familie in die USA aus. Dort wurde er ein berühmter Naturforscher und war Mitgründer des Sierra Clubs, der ältesten und größten Naturschutzorganisation in den Vereinigten Staaten.





Vom Dunbar Castle ist nicht mehr viel übrig. Aber die Lage direkt vorne am Wasser ist schon super.



Zum Sonnenuntergang lässt sich die grelle, helle Kugel nochmal kurz blicken.



Apropos Sonnenuntergang: Es ist klar zu merken, dass wir schon weit im Norden sind. Die Sonne geht zwar unter, aber so richtig Nacht wird es kaum noch. Nur für etwa 25 Minuten, wie an dem schmalen, dunkelblauen Bereich zu sehen ist. Die anderen Bereiche sind die verschiedenen Phasen der Mitternachtsdämmerung.



Als ich die letzten Zeilen dieses Beitrags schreibe ist es 22:21 h Ortszeit. Der schottische Nebel hüllt den Bus ein. Hat fast ein bisschen was von Edgar Wallace. Aber ich denke, uns wird hier kein "Hexer" oder "Frosch mit der grünen Maske" holen.

Dafür machen die Leute hier einen zu friedlichen Eindruck. Bettina war gerade mit dem Hund draußen, jetzt hau'n wir uns erst mal aufs Ohr! In diesem Sinne, Good Night!




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Gesamtstrecke bisher 1.878 km